Zytokinexpression peripherer mononukleärer Zellen unter spezifischer Immuntherapie bei Typ-I-Allergien der Atemwege

Zytokinexpression peripherer mononukleärer Zellen unter spezifischer Immuntherapie bei Typ-I-Allergien der Atemwege
Wie Hyposensibilisierung wirklich wirkt: Neue Einblicke aus der Allergieforschung
Allergien gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Europa – besonders die Birkenpollenallergie. Juckende Augen, Niesen, eine laufende Nase oder sogar Asthma begleiten viele Betroffene jedes Frühjahr. Eine der wenigen Behandlungen, die nicht nur Symptome lindert, sondern an der Ursache ansetzt, ist die spezifische Immuntherapie, auch bekannt als Hyposensibilisierung.
Doch was genau passiert dabei eigentlich im Immunsystem? Eine medizinische Doktorarbeit aus der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Universität Marburg hat sich genau dieser Frage gewidmet – mit spannenden Ergebnissen.
Was wurde untersucht?
In der Studie wurden Birkenpollenallergiker über drei Jahre hinweg während einer Hyposensibilisierung begleitet. Regelmäßig wurden Blutproben entnommen und untersucht, wie sich bestimmte Botenstoffe des Immunsystems, sogenannte Zytokine, verändern.
Zum Vergleich dienten:
- Allergiker, die nur symptomatisch behandelt wurden (z. B. mit Antihistaminika)
- Gesunde Personen ohne allergische Erkrankung
Zusätzlich bewerteten die Teilnehmenden ihre Beschwerden selbst, und Hauttests zeigten, wie stark die allergische Reaktion auf Birkenpollen ausfiel.
Warum sind Zytokine so wichtig?
Zytokine sind die „Kommunikationsmoleküle“ des Immunsystems. Manche verstärken Entzündungen und allergische Reaktionen, andere bremsen sie und fördern Toleranz.
Besonders relevant bei Allergien sind:
- IL-5 – verstärkt allergische Entzündungen
- IL-10 – wirkt dämpfend und toleranzfördernd
- IFN-γ – gilt als eher schützend
Die zentrale Frage der Arbeit lautete: Wie verändern sich diese Botenstoffe während einer erfolgreichen Immuntherapie?
Die wichtigsten Ergebnisse – einfach erklärt
1. Die Therapie wirkt – und zwar früh
Schon in der ersten Pollensaison berichteten viele Patienten über eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden. Im weiteren Verlauf stabilisierte sich dieser Effekt und hielt langfristig an.
2. Weniger Allergiereaktion statt „Umschalten“
Lange ging man davon aus, dass eine erfolgreiche Hyposensibilisierung das Immunsystem von einer „allergischen“ Reaktion in eine komplett andere Abwehrform umschaltet. Diese Studie zeigt jedoch etwas anderes:
Entscheidend ist nicht ein Wechsel, sondern das Nachlassen der allergischen Überreaktion. Das Immunsystem reagiert insgesamt ruhiger auf das Allergen.
3. Regulatorische Zellen spielen eine Schlüsselrolle
Zu Beginn der Therapie zeigte sich ein vorübergehender Anstieg von IL-10, einem wichtigen hemmenden Botenstoff. Das spricht dafür, dass sogenannte regulatorische T-Zellen früh an der Entwicklung von Immuntoleranz beteiligt sind.
4. Allergiefördernde Prozesse werden langfristig gebremst
Im Verlauf der drei Jahre nahm die Produktion von IL-5, einem zentralen Treiber allergischer Entzündungen, immer weiter ab – besonders während der Pollensaison. Genau das ging Hand in Hand mit der klinischen Verbesserung der Patienten.
Was bedeutet das für Allergiker?
- Hyposensibilisierung wirkt langsam, aber nachhaltig
- Der Therapieerfolg beruht auf mehreren ineinandergreifenden Mechanismen
- Geduld zahlt sich aus – die größten Effekte zeigen sich über Zeit
Kurz gesagt: Die Immuntherapie bringt das Immunsystem nicht zum Kämpfen, sondern zum Loslassen.
Fazit
Diese Arbeit liefert wertvolle Einblicke, warum die spezifische Immuntherapie bei Pollenallergien so wirksam ist. Sie zeigt, dass allergische Erkrankungen nicht durch einen simplen Schalter im Immunsystem entstehen – und genauso wenig durch einen solchen verschwinden.
Stattdessen entwickelt der Körper schrittweise Toleranz. Genau darin liegt die Stärke der Hyposensibilisierung – und ihre Besonderheit im Vergleich zu rein symptomatischen Therapien.
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